GOTTFRIED MURBACH
*28.01.1946 Rorschach (Switzerland) – †24.02.2010 Rothentrum (Switzerland)
KURZE BIOGRAPHIE
1952-57 Primarschule Wädenswil
1958-60 Sekundarschule Wädenswil
1963-65 Tages-Handelsschule Juventus
1965-66 COOP Hauptverwaltung Neuenburg als Buchhalter
1967-1995 selbständige Unternehmung
Inneneinrichtungen und Galeriebetrieb für zeitgenössische Kunst
Seit 1972 wohnhaft im Kanton Schwyz
seit 1987 Kunstschaffender (ab 1995 professionell)
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Künstler, Galeriebesitzer und Herausgeber
Bereiche der Praxis; Acrylmalerei, Bleistiftzeichnung, Mischtechnik.
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In der “Galerie” können Sie einige Kunstwerke aus unserer Sammlung sehen.
GALERIE
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KRITIKEN:
Peter Killer, Kunstkritiker AICA
Die harmonische Koexistenz extremer Gegensätze
Zwischen den Kunsttheoretikern und den Kunstschaffenden lässt sich ein altes, sich hartnäckig haltendes Missverständnis nicht ausräumen. Wenn die ersten die Werke der zweiten betrachten, genügt es ihnen nicht, zu sehen und das Sichtbare zu befragen, sondern sie suchen fast stets nach Vergleichbarem. Wie die Ahnenforscher wollen sie gleichsam einen Stammbaum aufzeichnen, der schlüssig erklären soll, woher was kommt. Mit Eifer spüren sie den Vorbildern und Einflüssen nach. So weit, so gut. Doch man lässt dabei ausser Betracht, dass viele Künstlerinnen und Künstler – und nicht die Schlechtesten – sich kaum mit fremder Kunst beschäftigen, sich auf keine Vorgänger und Vorläufer willentlich beziehen.
Natürlich gibt es sie, diejenigen Künstlerinnen und Künstler, die eine breite und tiefe kulturelle Allgemeinbildung haben und sich in gewissen Bereichen sogar profund auskennen. Aber unter all jenen, die ich im Lauf von 35 Jahren professioneller Beschäftigung mit Kunst kennen gelernt habe, sind sie in der Minderzahl. Die meisten konzentrieren sich so sehr auf ihre Arbeit, dass ihnen wenig Zeit und Energie bleibt, um regelmässig Museen, Ausstellungen oder Kunstbibliotheken zu besuchen. Zu diesen zweiten gehört Gottfried Murbach, ja – er nimmt hier eine extreme Position ein. Er ist Autodidakt aus tiefster Überzeugung (wie übrigens viele bedeutende Künstler des 20. Jahrhunderts). Er hat ein einfaches, aber doch sehr hohes Ziel: seiner eigenen Intuitionswelt will er Ausdruck geben. So persönlich und unbeeinflusst als möglich. Das Unbewusste sichtbar und somit bewusst machen, Inneres zum Äusseren werden lassen. Gottfried Murbach empfindet diese Prozesse nach wie vor als im wahrsten Wortsinn wunderbares Abenteuer, das er gegen keine Reise an eine auf geographischen Karten auffindbare Destination tauschen möchte. Unterwegs gelangt er in ganz neue, ihm geheimnisvolle Zonen, über die er selber staunt. So kommt es, dass er einem auf die Frage, was dieses Bild oder jenes Objekt “bedeute”, die Antwort schuldig bleiben muss. Er ist nicht Erforscher seines Innenreiches, sondern ein darin verträumt Reisender.
Natürlich bringen die Betrachter seine neuen Bilder immer wieder in Zusammenhang mit Jackson Pollock (1912 -1956) und dessen Dripping-Technik. Und es passt zu Gottfried Murbach, diesem die Unabhängigkeit so sehr liebenden Künstler, dass er so naiv-ehrlich antworten kann, er kenne das Werk des Amerikaners gar nicht. Der Vergleich mit Pollock wäre an sich nicht unpassend, geht es doch hier wie dort um einen Malprozess, bei dem der Künstler – auf jegliche Pinselarbeit verzichtend – flüssige Farbe in spontan-unkontrollierter Weise auf einen Malgrund fliessen lässt. Durch die Wirkung physikalischer Kräfte und die spezifische Viskosität des Materials entstehen Bilder aus Linien, Flecken und Spritzern, chaotisch und unwiederholbar. Das Bild organisiert sich zu einem guten Teil selber, vorgegeben sind nur wenige Prämissen wie etwa das Format oder die Auswahl der bereitgestellten Farben.
Gottfried Murbach hat die Serie dieser “automatischen” Bilder im Sommer 2003 begonnen: alle sind in kurzer Zeit entstanden, ohne Korrekturen, in einem Guss, gleichsam als Protokolle seiner momentanen Verfassung. Bald hat er aber realisiert, dass ihm das Unbewusste da zwar den Zugang zu unerwarteten Schätzen öffnet, dass in dieser Schatzkiste aber nicht alles Gold ist, was glänzt. Bei der späteren Durchsicht seiner “Drippings” hielten nicht alle Arbeiten seinem kritischen Auge stand. Ausserdem stellte er fest, dass beim gewählten Vorgehen eine unendlich grosse Varietät an Gestaltungen möglich war, dass sich diese stets aber innerhalb eines geschlossenen Ausdruckssystems hielten. Diesen vorerst akzeptierten Rahmen durchbrach er im Frühjahr 2004, indem er seine Minutenmalereien auf eigens vorbereitete Bildträger aufzubringen begann. Nun entstehen seine Werke in einem zwei- oder dreiphasigen Prozess, der als dialektisch bezeichnet werden könnte: In der ersten, bedachten, bewussten Prozessstufe malt er jeweils eine Komposition, die nicht als gültiges Bild angelegt ist, sondern als noch nicht verbindlich ausformulierte “These”, die der spontanen, eruptiven “Antithese” bedarf und mit ihr zusammen zur “Synthese” verschmilzt.
Der klar konzipierte Bildgrund und die unwillkürlich darüber gelegte Spritzerspuren ergeben trotz ihrer extremen Gegensätzlichkeit eine schöne Einheit. Zwei so unterschiedliche Bildsprachen bringt Gottfried Murbach scheinbar mühelos zusammen. Und nebenbei gesagt: Mit den neuesten Werken versetzt er auch noch die Kunsttheoretiker in Erstaunen und Verlegenheit, die vergeblich in ihrem Wissen kramen; etwas Entsprechendes finden sie weder in der Gegenwart noch in der Vergangenheit.
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Vernissage-Rede von Dr. phil. Martin Kraft
Die Halle, Langnau am Albis
Selbst wenn Sie Gottfried Murbachs Schaffen bisher gar nicht gekannt haben sollten, mindestens etwas ist Ihnen beim Betreten dieser Ausstellung klar geworden: Seine bis zur Ausschliesslichkeit bevorzugte Farbe ist Weiss. Weniger deutlich, nur mit einigen kleinen Bildern beim Eingang angedeutet wird, dass da früher auch Farbe war. Es war einmal sogar sehr viel Farbe, bis sich der Künstler seit einigen Jahren immer konsequenter auf Weiss konzentrierte, dessen Reinheit er bewundert, dessen Fähigkeit vor allem, sich mit dem Licht stetig zu verändern, eine Fähigkeit, in der ihm Schwarz am ehesten nahekommt. Und nun wissen Sie auch, das es sich lohnen könnte, diese Ausstellung nochmals bei ganz anderem Licht, Tageslicht, zu sehen.
Nun, erfunden hat Gottfried Murbach die Farbe Weiss natürlich nicht, und unvermeidlich stellt sich da ein prominenter Name ein, derjenige von Robert Ryman, der Weiss auch nicht erfunden, aber mit dessen ausschliesslicher Verwendung so etwas wie ein Monopol errungen hat. Bei Murbach ist schon deshalb alles anders, weil er Weiss aus spontaner Vorliebe heraus verwendet und nicht nach einem vorgefassten Konzept.
Ein solches würde seinem Temperament von Grund auf widersprechen, seine Neugier, seine Offenheit nach allen Seiten machen es grundsätzlich immer möglich, dass sich der Ist-Zustand, wie wir ihn vor uns sehen, in einer unerwarteten Richtung verändert, weiter entwickelt.
Dazu kommt, dass Murbachs Weiss zwar rein ist als Farbmaterie, nicht aber als Farbwirkung – und zwar ohne dass er es, wie etwa Robert Ryman, mit anderen Farben untermalt. Denn zur Faszination für Weiss kommt diejenige für Materialien, mit denen verbunden es sich verändert. Es sind vor allem Dinge, die, obwohl einzig für einen praktischen Zweck hergestellt, eine eigenartige Ästhetik offenbaren, dann in unserer Verschleissgesellschaft, obwohl an sich weiterhin zweckmässig, rasch wieder zerstört werden, wenn der Künstler nicht rettend eingreift, mit dem Blick für das, was sich daraus machen lässt, was darin schon vorhanden ist. Fasziniert ist er von den für den Transport mit Hubstaplern gebrauchten Paletten, die er mit gipsgetränkten Gazen umwickelt – das Verfahren also, mit dem ein Arzt ein gebrochenes Bein eingipst. Der vorgefundene Raster, das rasche Trocknen der Farbe, der wechselnde Druck der die Gaze an die Unterlage pressenden Hand – aus diesem Ineinander gewinnt die monochrome Fläche ihre differenzierte Farbigkeit und Struktur. Das fertige Objekt diktiert dann die Position im Raum, als Bodenarbeit, als monumentales Wandbild, als mehrfach gestapelte kompakte Skulptur.
Immer wieder kehrt Gottfried Murbach zu den konventionellen Mitteln von Acrylfarbe und Leinwand zurück – um mit diesen dann verblüffend ähnliche Wirkungen zu erzielen wie mit seinen gegenwärtig bevorzugten Fundmaterialien. Zu diesen gehören etwa auch gitterförmige Kistendeckel, Kartonschachteln, Gemüse- und Obstkistchen, uns vertraute Formen, die wir in wie magischer Verwandlung plötzlich neu erkennen. Eine besondere formale Faszination erlebte Gottfried Murbach schliesslich noch vor derjenigen durch die Paletten, nämlich durch die Messer, an deren Fabrikationsort er täglich vorbeifuhr. Die offensichtliche Ähnlichkeit der Messerklinge mit einer menschlichen Figur führte ihn zu Skulpturen, die nahe beim objet trouvé liegen. Diese wurden freilich von Betrachtenden als aggressiv oder schlicht gefährlich empfunden – so sehr, dass der Künstler sich diese Verunsicherung allmählich zu eigen machte und die Messer wie seine anderen Objekte mit Gips überzog. Nun sind sie menschlicher, freundlicher geworden, und schon die Art ihrer Gruppierung verrät uns, ob sie gegeneinander intrigieren, gemeinsam Gospels singen oder sich im angeregten Vernissagegespräch befinden. Auch ein als Kuchen interpretierbares Objekt lädt zur Geselligkeit ein, in einem allerdings doppelten Sinne, denn unter der Oberfläche blitzen die fürs Brotmesser recht gefährlich hervor.
Auch das könnte ja schliesslich ein (einengendes) Konzept sein: mit ganz bestimmten vorgefundenen Formen und ihrer einheitlichen Bearbeitung mit gipsgetränkter Gaze ein gewisses Repertoire von Formen durchzuspielen. Das wäre für Gottfried Murbach zu wenig, wenn er eine Arbeit abgeschlossen hat, ist sie doch noch nicht erledigt, gewinnt vielmehr Eigenleben, erweckt Assoziationen und Emotionen, erzählt Geschichten und belebt Erinnerungen – und dies alles so vielfältig und so widersprüchlich wie das Leben selber. Die Ähnlichkeit der Messerklinge mit der menschlichen Figur ist noch recht eindeutig, was im übrigen die einzelnen Werktitel nicht sein wollen, vielmehr: Betrachtungs- und Deutungshilfen und -vorschläge, spontan, momentan, die eigenes Denken und Empfinden nicht verhindern, vielmehr dazu anregen sollen.
Das jedenfalls erinnert an jenes berühmte Gelbe Haus in Flims, das in Wirklichkeit ebenfalls weiss ist. Die Affinität des Künstlers zur modernen Architektur wird hier und anderswo deutlich, wenn manche Wandobjekte wie Hausfassaden wirken. Und da schieben sich nach mehr als einem Jahr die Erinnerungsbilder des 11. Septembers in den Vordergrund, lassen zwei monumentale Flächen als Twin Towers erscheinen oder bei den auf Paletten ruhenden Bodenobjekten an Grabplatten ohne die Toten darunter denken. Politik kommt auch mit einer ironischen Kehrtwendung ins Spiel, wenn sieben aneinander gereihte Kuben zu Bundesräten deklariert werden. (Die naheliegenden Assoziationen reichen dann von Querschädel bis Brett vor dem Kopf.) Eine weisse Fläche kann auch einfach zu Winterträumen einladen oder in einer mit Sgraffiti bezeichneten Wand nach rätselhaften Symbolen suchen lassen. Schwarz und Weiss stehen sich `als Pole unserer Existenz gegenüber, die gelegentlich auch als Schachspiel gedeutet wird: hier dank der Farbgebung und nicht wegen eines mit nur einer Farbe absurden Spielverlaufs. Meine Damen und Herren, Sie sehen, Sie können intrigieren oder Gospels singen – aber sich doch am liebsten so angeregt unterhalten,wie es zu einer rechten Vernissage gehört. Und dabei wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend.
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ÄLTERE PRESSESTIMMEN:
Höfner Volksblatt
Weiss, würfelstark und messerscharf
Gottfried Murbachs Werke in “Die Halle”
Zum vierten Mal stellt der in Rothenthurm arbeitende Göpf Murbach Werke in Englers Langnauer Galerie für Zeitgenössische Kunst aus. Er blieb konsequent “auf weisser Welle”, doch erlaubt sein geräumigeres Atelier dem Schaffensdurstigen Anrichten mit grösserer Kelle, viel Gips und Gaze. Fazit: faszinierende Ausstellung.
Um in Elsbeth Englers einsam grossräumiger Galerie effektvoll auszustellen, brauchts einfach ausladende Werke. Solche hat – neben kleineren Arbeiten – Göpf Murbach offenbar in einer Art fiebriger Schöpfungskraft seit Bezug des neuen Ateliers mannigfach realisiert. Die Ausstellung in Langnau am Albis, zu der Dr. phil. Martin Kraft, der den widersprüchlichen Kunstschaffenden seit Jahren beobachtet, einfühlsame Worte sprach, ist optimal präsentiert. Weiss in Weiss – kann das gut gehn? Und ob. Denkbar gut war Krafts Ratschlag an der abendlichen Vernissage: sich der Wirkung der Werke auch bei Tageslicht auszusetzen.
In der Tat, diese grösstenteils monochromen Arbeiten haben beachtliche Nachwirkung. Darüber waren sich in spontanen Äusserungen auch Höfner Vernissage-Besucher einig.
Natürlich weiss Murbach längst souverän mit Acryl und Leinwand zu agieren, doch er bevorzugt offenbar Gestaltung an Fundmaterial. So wird er mit Kartons, Kisten – und in der neuen Ausstellung am auffälligsten mit Paletten sowie mittels reichlich Gips und Gaze wie ein Knochenbruchspezialist zum aussagekräftigen Rufer und Bewahrer in einer überschnellen Verschleissgesellschaft.
Deutlich machte dies Martin Kraft, der allerdings Göpf Murbach mannigfachste Seiten attestierte: So atmen seine Winterbilder mit Flockenfall sowie die würfelstarken Visionen viel Poesie. Doch es gibt auch aufwühlende Trauer, wie in den gigantischen Wandbildern “Manhattan” und noch mehr in “Nine Eleven”, einer Installation mit Turm über Gräbern, die einen nicht mehr loslässt.
Entschärft hat Murbach seine früheren messerscharfen, sanft satirischen Menschengruppen, indem er die Klingen mit Gipsgaze umwand, ihnen so die Gefährlichkeit nehmend, doch auch etwas vom irisierenden Glanz. Dem Publikum gefielen diese trotzdem aussagekräftigen Arbeiten. Allerdings aus der “Brotzeit” glänzt es noch total gefährlich metallisch: Was ein bisschen aussieht wie Omas Gugelhopf, von einer Maus angeknabbert, zeigt beim Blick ins Innere unheilvoll klingenscharfes Metall. Viel entspanntes Schmunzeln ernteten indes die “Bundesräte” wie die megakecken “Rössli Boys”.
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Zürichsee-Zeitung
Reduktion aufs Wesentliche in Weiss
Langnau: Gottfried Murbach stellt seine Werke in der Galerie Halle aus
Sich aufs Wesentliche zu konzentrieren heisst auch, sein Empfinden, seinen Ideenreichtum als wesentlich zu erfahren und In die Kunst einfliessen zu lassen. Wie widersprüchlich dies sein mag, das zeigt ein Besuch der Werke Gottfried Murbachs.
Über Gottfried Murbachs Schaffen zu sprechen sei schwierig, das erklärt Martin Kraft, Journalist und Kunstkritiker über diesen Künstler, der diesen November in der Langnauer Galerie Halle ausstellt.
Denkanstoss: Kunst in Weiss
Weiter nennt Martin Kraft in der Schrift zur geplanten Vernissage in der Halle das Schaffen Gottfried Murbachs einen fruchtbaren Denkanstoss.
Tatsächlich ist das Werk des Künstlers sehr widersprüchlich und spiegelt so das Widersprüchliche dieser Zeit, wobei sein Werk auf den ersten Blick hin ziemlich einfach erscheint. Alles ist weiss in der Halle – fast alles. Schwarz als Kontrast, etwas Rot, flüchtige Spuren anderer Farben. Aber Weiss herrscht vor.
Der Gedanke an einen anderen Künstler drängt sich da beinahe auf, der Gedanke an Robert Ryman, der seit Jahrzehnten monochrome weisse Bilder schafft. “Tatsächlich habe ich diesen Vergleich schon öfter zu hören bekommen””erzählt Gottfried Murbach. Aber beinflusst habe ihn Ryman auf keinen Fall, wehrt er energisch ab.
Stimmen Murbach und Ryman in etwas überein, ist das weniger die Farbe Weiss selbst als die Tatsache, dass sie mit unterschiedlichsten Materialien und deren Auftrag auf die unterschiedlichsten Bildträger die gleiche Farbwirkung erzielen. Allerdings steht bei Gottfried Murbach kein strenges Konzept dahinter. Da dieser Künstler keinem einmal entworfenen Plan verpflichtet bleibt.
Was in der Galerie Halle zu sehen sein wird, ist das Ergebnis einer Schaffensphase, die einer intensiv farbigen folgte und die vermutlich, so wichtig sie für ihn auch sein mag, einmal von einer anderen abgelöst werden wird. Der Künstler hat sich in dieser Phase der Konzentration verpflichtet, der Reduktion auf das Wesentliche, die durchaus an die Minimal-Art denken lässt. Doch sie bleibt frei von jeder Ideologie – und damit auch von der Gefahr, sich vor lauter Reduktion schliesslich selber aufzuheben.
Raum schaffen fürs Empfinden
Gottfried Murbach besinnt sich auf das Wesentliche, aber wesentlich ist ihm ebenso, das eigene Empfinden und Erfinden ausleben zu können und dies keinem vorgefassten Plan zu opfern. “Und so erweist sich die weisse Oberfläche eines Werks als durchlässig, und ihre monochrome Reinheit wird plötzlich sehr komplex”, schreibt dazu Martin Kraft. Unbestritten; die Reduktion wird bei Gottfried Murbach unversehens zur Geschichte, reich erzählt und erlebbar. Und genau dieser Kontrast der Reduktion und des Freiraums für eigene Gefühle verleiht seinen Arbeiten Spannung. (hy)
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Dominique Goggin
Bote der Urschweiz
Lauschiges und Messerscharfes
Erneut ist der Galerie Meier in Arth eine fantastische Doppelausstellung gelungen. Die Werke des Malers und Objektkünstlers Gottfried Murbach, Rothenthurm, und des Holzbildhauers Urs-P. Tellmann faszinierten die Vernissagegäste.
Anlässlich der Skulpturenwoche in Pfäffikon war der Arther Galerist Helmut Meier auf Urs-P. Twellmann aufmerksam geworden. Der 45-Jährige aus dem Bernbiet war in Australien, Südafrika, den USA oder auch Japan künstlerisch tätig. Momentan stehen 25 Objekte aus Linde, Ahorn, Weide, Pappel und Buche im Erdgeschoss der Arther Galerie. Bäume wachsen nach der eigenen Laune – dieser Unbeschwertheit lebt der Künstler nach. Er verändert, schneidet und zersägt das teils angeschwemmte, teils von gestürzten und gefällten Bäumen stammende Material. Verleiht ihm neue Formen, lässt es als Rad, Würfel oder als fächerartig ausgebreitete Komposition erscheinen. Er höhlt Stämme innen aus und macht ein Guckloch, damit das Innere ersichtlich wird. Einem Teil einer Buche hat er die Rinde belassen und einen Eingang gebaut, der einem Schloss Ehre machen würde. Elegante Biegungen, neue Formen, der Künstler fasst zusammen: “Visuelle Poesie ist das Ziel.”
Farbige Fabelwelten
Manchmal kämpferisch, manchmal tief erotisch wirken die Bilder von Göpf Murbach. Er gehört zu der impulsiven Menschengattung, die ihre Gefühle nicht versteckt. Von diesem Antrieb zeugen die Werke im Obergeschoss der Galerie. Dem der mit berühmten Namen ausgestatteten Surrealisten-Liga angehörige Mann sind Beweisführungen fremd; er präsentiert Fabelwelten auf edlem Büttenpapier. Einzige Ausnahme bilden die drei weissen Messerobjekte. Viele der in Arth gezeigten, kleinen und grossen Bilder sind wie fröhliche Labyrinthe, in denen man sich – von warmen Farben umgeben – nie verloren fühlt. Der seit 1972 im Kanton Schwyz wohnhafte Kunstschaffende und frühere Kunsthändler ist auch mit pädagogischen Talenten ausgestattet. “Herreinspaziert” – während Schulprojektwochen bringt er den Kindern und Teenagern das so komplexe Thema bildende Kunst näher. Und ermuntert sie, auf den eigenen kreativen Antrieb zu hörren, so wie er es selber seit lengem erfolgreich tut.
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Rigi-Post
Farbtupfer und Holzkreationen
Kontrastreiche Ausstellung in der Galerie Meier in Arth
Wiederum ist es Dr. Helmut Meier gelungen, zwei bekannte Künstler in seine schmucke Galerie nach Arth zu verpflichten: Gottfried Murbach und Urs-P. Twellmann.
Formen und Farben prägen die seit letztem Samstag laufende Ausstellung in der schmucken Galerie Meier. Kunstwerke in Holz von Urs-P. Twellmann im Parterre sind es, welche die Besucher faszinieren. Die rund zwei Dutzend Werke sprechen für die spezielle Arbeitsweise des Künstlers. Dem Holz in all seinen Erscheinungsformen gilt die Aufmerksamkeit, der sich Tellmann bei seinen Darstellungen zugewandt hat. Linde ist das bevorzugte Material, in das der Künstler auf seine ihm eigene Art Leben einhauchte, doch gilt sein Interesse auch weiteren Hölzern, aus denen er die gitterförmigen Skulpturen schuf. So gelingen dem Künstler immer wieder neue Formen, Anordnungen und Zusammenhänge.
Eine Treppe höher werden die Galeriebesucher mit den bildlichen Darstellungen von Gottfried Murbach konfrontiert. Der heute in Rothenthurm als freischaffender Künstler arbeitende Murbach ist vor allem den Jugendlichen aus der Projektwoche “Kunst” in der Gemeinde Arth bekannt. Obwohl den Maler und Objektkünstler die Farben Weiss und Schwarz beschäftigen, kehrt er immer wieder zur Farbe zurück. Mit Farbtupfern, durchmischt von schwungvoll gezogenen schwarzen Linien, setzt er bei seinen Bildern – meist ohne Titel – spezielle Akzente. Seine Bilder entstehen aus einem erfüllten Augenblick heraus und sind eine neue Stufe des künstlerischen Wirkens.
http://gottfriedmurbach.foundation/